Mit dem Rad ins Paradies
Lettland: Köche zaubern Wunderbares
IIn mehr als 100 grünen Schattierungen schimmert das Gaujas-Tal. Von oben betrachtet erinnert die märchenhafte Landschaft bei Sigulda im Norden des Landes mit seiner üppigen Vegetation und durch die unterschiedlichen Höhen der Bäume und Sträucher an die Wellen des Meeres. Eindrucksvollster Ausblick dürfte der vom Turm der mittelalterlichen Burg Turaida sein. „Für mich ist die Fahrt mit dem Rad zu diesem Aussichtspunkt wie eine Reise in das Paradies. Meinen Schülern zeige ich gern dieses Panorama, wo Biber, Füchse und Wölfe wohnen“, erklärt Aiga Auzina, eine junge Lehrerin aus Sigulda, die ihren Zöglingen die Schönheiten der Natur gern beim Wandern und Radfahren vermittelt. In Sigulda gibt es die einzige Seilbahn im Baltikum, die sogenannte Luftstraβenbahn. Die Naturpracht der Livländischen Schweiz beherbergt zugleich eine Vielzahl an Natur- und Kulturdenkmälern. Bekannteste sind die Höhlen im Gauja-Tal, wie die Gutmannshöhle mit Malereien die teilweise aus dem 16. Jahrhundert stammen. Die zehn Meter hohe und etwa 19 Meter tiefe Grotte ist wegen ihrer Legenden sehr bekannt. Nach einer solchen Legende soll ein guter Mann in dieser Höhle als Einsiedler gelebt und Wanderer mit einem heilkräftigen Wasser versorgt haben. Noch heute sprudelt die Quelle ihr immer gleich temperiertes Wasser hervor.
Berühmter aber ist die Legende von der „Rose von Turaida“. Es ist die Geschichte von Maija, einem Waisenkind, das vom Burgschreiber von Turaida aufgezogen wurde. Als Maija zu einer schönen jungen Frau herangewachsen war, verliebte sie sich in Viktor, den Schlossgärtner von Sigulda. Die beiden Liebenden machten die Gutmannshöhle zu ihrem Treffpunkt. Doch auch ein polnischer Soldat begehrte Maija und lockte sie unter einem Vorwand in die Höhle. Maija wies ihn ab und behauptete, das Tuch, das sie trage (ein Geschenk Viktors), mache sie unverwundbar. Der Soldat tötete Maija und nahm sich daraufhin aus Verzweiflung selbst das Leben. Maija wurde zum Symbol der Reinheit der Liebe. Die Wände der Grotte sind mit Inschriften von Verliebten übersät. Noch heute ist es Tradition, dass Hochzeitspaare sich am Grab der „Rose von Turaida“ fotografieren lassen und Blumen niederlegen.
Ganz in der Nähe befindet sich die lettische Hauptstadt Riga. Diese Perle des Baltikums steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und ist mit seinen mehr als 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums.
Da Riga an Handelswegen entstand, ist die Stadt schon immer ein wichtiger Knotenpunkt gewesen und inzwischen zu einem multikulturellen Zentrum geworden, in dem man immer etwas Interessantes finden kann. Jedes Jahrhundert hat im Verlauf der Geschichte seine Spuren hinterlassen. Bestes Zeugnis dafür stellen die Bauten dar. Kirchen aus den Anfängen der Stadt, mittelalterliche Gebäude im Zentrum sowie einzigartige Beispiele des Jugendstils und Jahrhunderte alte Holzhäuser können besichtigt werden. Auf den vielen schmucken, pulsierenden Plätzen herrscht turbulentes Leben. Leinenwebereien, Bernstein in sämtlichen Variationen, Livemusik von allen Seiten, Cafés und Bars locken zum Genießen Verweilen. Gut gelaunt flanieren die Menschen durch die Gassen der prachtvollen Stadt.
In einem Denkmal der Jugendstil-Architektur im Herzen der Altstadt von Riga, in einer ruhigen, malerischen kleinen Straße neben dem Dom und in unmittelbarer Nähe des Opernhaueses, mehrerer Konzerthallen und Museen befindet sich das empfehlenswerte Hotel Neiburgs. Das Interieur stellt eine gelungene Kombination aus historischem Erbe und modernem Design dar. Auch die Küche zählt zu den herausragenden Adressen der Stadt. Das Erfolgsrezept des Restaurants besteht aus einer Symbiose von historischen und modernen Elementen – in der Inneneinrichtung und in der Zubereitung der Speisen. Das Ambiente erfährt durch Thonetstühle mit Korbgeflecht eine elegant-gemütliche Kaffeehausatmosphäre. Die Speisen überzeugen durch eine gelungene Verbindung von gegenwärtigen Tendenzen und dem Besten der tradierten Küche. Ein zeitgenössisches Menü besteht beispielsweise aus hauchdünn geschnittenem Speck auf Vollkornbrot, Kalbsfilet mit Pastinakenschaum und hausgemachtem Käsekuchen mit Sanddorn. Je nach Jahreszeit finden die Gäste regionale Zutaten wie Strömlinge, Graupen, Hühnerleber, Rhabarber, Waldpilze, Kürbis, rote Beete, Quark – alles Produkte, die seit Jahrhunderten an der Ostseeküste bekannt sind. In der Küche des Neiburgs erleben diese eine wundervolle Renaissance und werden Teil eines festlichen Dinners.
Flink wie ein Wiesel streift Gints Aizupietis über den Markt in den ehemaligen Zeppelinhallen von Riga. Mit einem schnellen und prüfenden Blick sucht sich der Chefkoch vom Szenerestaurant Aqua Luna seine Waren für das Abendessen aus. Sprotten, Scholle, Brot – alles erstklassig. Angekommen im Restaurant wird er sehr geschätzt von seinem eingespielten Team. Konzentriert und zielstrebig geht es in der Küche so richtig los. „Du musst wissen, was Du tust. Ich arbeite nur mit Produkten, die ich kenne. Gute Zutaten sind einfach wichtig, ein Menü sollte nicht überladen. Für mich liegt das Gute in der Einfachheit „, erklärt der Küchenmeister, der bereits in Dänemark, Schweden, Frankreich, Litauen, England und in den USA gekocht hat.
Die Speisekarte des Restaurants stellte er in Zusammenarbeit mit dem belgischen Chefkoch Kenny Bernaerts, der in vielen Sterne-Restaurants in ganz Europa gearbeitet hat, zusammen. Im Menü ist vorwiegend die moderne europäische Küche vertreten, die um kleine asiatische Akzente ergänzt wird. Es werden sowohl klassische Methoden als auch innovative Kochkunst angewendet. Die Zubereitung der Marktprodukte zeigt es: Gints Aizupietis kreierte eine vielfältige Fischplatte mit Wachteleiern, Kräutern, Dips und geräucherten Kartoffeln, die die Geschmacksnerven vibrieren lässt. Mit einem herrlichen Blick auf die Daugava, den Yachtklub, die Fähren im Rigaer Hafen, auf die Dächer und Türme der Altstadt, die Vanšu-Brücke ist der Genuss grenzenlos.
Anreise: DFDS Seaways, Rundreisen im Baltikum. Auf der Fährüberfahrt von Kiel nach Klaipeda können sich die Gäste auf den Urlaub einstimmen, während der PKW oder das Motorrad unter Deck mitreist. An Bord ermöglichen die Kabinen, Restaurants und Bars einen angenehmen Aufenthalt.
Reiseführer: Baltikum – Litauen, Lettland, Estland aus dem Reise Know How Verlag