von Carola Faber
Charakteristische Grachtenhäuser, weiße Zugbrücken und ein quirliger Marktplatz – Haarlem gehört mit Sicherheit zu den schönsten historischen Städten der Niederlande. Kleine Backstein-Giebelhäuser mit idyllischen Innenhöfen geben einen Eindruck, wie man vor Hunderten von Jahren in Haarlem lebte. Schon der Maler Frans Hals (1582 bis 1666), Haarlems bekanntester Einwohner, schien die Stadt mit ihren Kostbarkeiten zu schätzen. Zahlreiche Prominente seiner Zeit verewigte er auf monumentalen Leinwänden. Sie zeugen von dem Goldenen Zeitalter, das Haarlem besonders viel Wohlstand einbrachte. Zu den berühmtesten Gemälden gehört der Zyklus mit insgesamt 68 Offizieren und Unteroffizieren. Beim genaueren Betrachten sind immer mal wieder Zinnkrüge, Oliven, gereifter Goudakäse, geräucherte Heringe, Austern und Wein zu entdecken – alles Köstlichkeiten, die den Brauern und Bürgermeistern aufgetischt wurden. „Jeder dieser schwarz gekleideten Männer mit weißer Halskrause musste ein paar Gulden bezahlen, damit er mit aufs Bild durfte. Diese Gulden konnte Frans Hals auch gut gebrauchen, denn er hatte insgesamt vierzehn Kindern von zwei Frauen, was ihm einen chronischen Geldmangel bescherte“, heißt es über den Künstler, der sich auf einem der Gemälde selbst verewigte.
Aufgrund seines kraftvollen, mutigen Pinselstrichs in Verbindung mit einem neuen, freien Stil wurde er als einer der ersten modernen Künstler gefeiert.
Seine Bedeutung als einer der berühmtesten Maler der Niederlande wurde aber erst lange nach seinem Tod erkannt. Der außergewöhnliche Malstil machte Schule und später reisten sogar Claude Monet und Eduard Manet extra nach Haarlem, um sich die Gemälde von Frans Hals anzusehen. Das Frans Hals Museum besteht schon seit mehr als 100 Jahren.
Entlang der Spaarne wie auch in den pittoresken Ladensträßchen lohnt ein Rundgang für kulinarische Entdeckungen. In den zahlreichen, malerischen Gässchen rund um den Grote Markt sind von der französischen bis zur spanischen, von der thailändischen bis zur indonesischen fast alle internationalen Küchen vertreten.
Zu den aktuellsten, aufregenden kulinarischen Adressen der Stadt gehört die ehemalige Jacobskirche im Raaks-Quartier. In ihr befindet sich seit 2010 eine voll funktionsfähige Brauerei, ein Grand Café und ein Restaurant. Während die Besucher Speisen und einige der 25 Biersorten probieren, können sie dem Brauer bei der Herstellung von Jopen-Bier zusehen.
Bereits ab dem 14. Jahrhundert wurden in den Niederlanden Brauereien registriert. Das Bier von Haarlemer Brauereien wie Het Scheepje, De Olifphant und De Drie Leliën wurde sogar bis nach Russland und Frankreich verkauft.
Die Einkünfte aus der Biersteuer waren für die Stadt Haarlem so wichtig, dass die Stadt die Brauer dazu verpflichtete, das Bier nach einem Rezept der Gemeinde zu brauen. Das garantierte eine gleichbleibend hohe Qualität des Bieres und gleichzeitig den guten Ruf des Produkts. Im 15. Jahrhundert gehörte das Haarlemse Koyt sogar zu dem meist getrunkenen Bier in Antwerpen. Zur Blütezeit der Haarlemer Braukultur stapelten sich an den Ufern der Spaarne die 112-Liter-Bierfässer: die Haarlemer Jopen. Im Jahre 1543 erzielte man in Haarlem die eindrucksvoll hohe Jahresproduktion von 13 Millionen Liter Bier. Allerdings schloss 1916 die letzte Brauerei ihre Tore. Erst im Jahre 1994 wurde die alte Brauereitradition wieder aufgenommen. Zum 750-jährigen Jubiläum der Stadt Haarlem durchforstete die Haarlemse Biergenootschap (Biergenossenschaft) auf der Suche nach Originalrezepten für ein spezielles Haarlemer Jubiläumsbier die Archive. Das Resultat: Jopen Hoppenbier (Hopfenbier), gebraut nach einem Originalrezept aus dem Jahr 1501.
Jopen Hoppenbier ist weltweit das einzige Bier, das aus drei Getreidesorten und mit der doppelten Menge an Hopfen gebraut wird. Dieses blonde frische Bier mit einer malzigen Noten und einem herben Nachgeschmack sowie einem Alkoholgehalt von 6,8 Prozent ist eine Nachahmung eines Haarlemer Stadtbiers und wird gemäß dem ‘Brouwerskeur’ – einem von der Gemeinde vorgeschriebenen Rezept – aus dem Jahre 1501 gebraut.
Mit großem Jubel wurde das erste Produkt aufgenommen. Schnell fanden sich Investoren für die Brauerei ‘Jopen Bier’, die so für eine ausgezeichnete Zukunftsperspektive sorgten. Was als Jubiläumsidee startete, entwickelte sich zu der am schnellsten wachsenden unabhängigen Brauerei der Niederlande. Es ist eine wahre Erfolgsgeschichte, die in Haarlem begann. Die ehrwürdige Haarlemer Brautradition wurde wieder belebt und historische Spezialbiere erneut gebraut. Viele Jopen-Biere werden bis heute mit den drei historischen Brauerei-Getreidesorten Gerste, Hafer und Weizen hergestellt. Dies verleiht Jopen-Bieren ihren eigenen und einzigartigen Geschmack, einer der Gründe für die Honorierung des Produkts mit vielen internationalen Preisen.
Das authentische, hochwertige Sortiment an Spezialbieren, das sich unverkennbar von anderen Sortimenten abhebt, zeigt seine Qualitäten auch in der Kombination mit verschiedensten Gerichten. Chefkoch des Restaurants der Jopenkerk und überzeugter Bierliebhaber Jelle Yu entwickelte eine Speisekarte mit passenden Bierempfehlungen bzw. immer einem alternativen Wein. Ein Volltreffer! Wer das Hoppenbier testen möchte, sollte dazu Salat mit Omas Gemüse essen. Zum Rindfleisch-Carpaccio, Rucola-Salat mit knusprigem Käse und Nüssen mundet hervorragend das Jopen Gerstebier oder ein Pinot Grigio aus dem Hause Zenato. Zu den Austern, auf drei verschiedene Arten zubereitet, schmeckt besonders gut das Jopen Extra Stout oder ein Sauvignon Blanc Prestige von Villebois. Selbst zum Dessert gibt es eine Favoritenliste von Jelle Yu. Er bevorzugt zu den traditionellen Poffertjes mit Feigenmus, Apfelsinen-Crème-Fraîche und Haselnuss Pralinen-Eis das Jopen Houten Haarlemmer oder einen Muscat de Beaumes de Venise.