Die Parfumeure der Toskana
Spitzenweine aus der Wiege der etruskischen Kultur
Sanftes Licht in einem zarten Blauschleier umhüllt die leicht hügelige Landschaft. Das gedeckte Grün der Olivenbäume mischt sich mit dem satten Grün weiter Weinfelder zwischen waldreichen Flächen. Kleine Ortschaften thronen wie eine musterreiche Borte auf den Bergrücken. Zypressenreihen setzen markante Akzente. Mit einem Glitzern in den Augen und einer ausladenden Armbewegung präsentiert Federico Giovanetti vom höchsten Punkt eines sanften Hügels inmitten einer ehemals sumpfigen Landschaft das Weingut Rocca di Montemassi in der Maremma zu dem mehr als 180 Hektar Weinfelder gehören. „Hier wurde bei Null angefangen. Es gab keine Weinbautradition. Wir konnten bereits viel experimentieren“, erklärt der Direktor des Anwesens, das der Familie Zonin gehört, „Jeden Weinberg empfinde ich als einen Sohn. Es gibt keinen guten oder schlechten, sondern nur unterschiedliche“. Der italienische Weinmacher, der viele seiner Erfahrungen in Bordeaux sammelte, agiert als Parfumeur. Pflanzt unterschiedliche Sorten, korrigiert die Ausrichtung der Reben, beobachtet und setzt bei Bedarf neu zusammen. „Wir haben hier braune, gelbe und rote Erde. Das ergibt schon allein durch den Boden sehr kontrastreiche Weine und in einigen ist sogar das Aroma einiger angrenzender Eukalythusbäume zu schmecken“, freut sich Federico Giovanetti über die Vielfalt. Später kreiert er im Keller des Weinguts die preisgekrönten Weine. Zielstrebig gelingt es ihm einen exzellenten Wein zu produzieren, der seiner Vorstellungskraft entspricht. Leidenschaft und Empathie für seine Berufung ist bei jedem Detail spürbar.
Federico Giovanetti, dessen Urgroßvater schon Wein produzierte, gerät ins Schwärmen, wenn er von dem Land, seiner Geschichte und den ungeahnten Möglichkeiten des besonderen Landstrichs erzählt. Das Landgut Rocca Montemassi liegt in Maremma in der Nähe von Massa Marittima, einer Perle des Mittelalters mit einem der faszinierendsten Städtebilder des 13. Jahrhunderts. Hier ist es selbstverständlich, dass die Weine von Rocca di Montemassi in den Feinkostläden, wie Il Bacchino neben Sassiscaia, Tignanello, Ornellaia und Brunello geführt werden. Typisches Mittelmeerklima, konstanter Seewind sowie der sanfte Frühlings- und Sommerregen unterstützen die Reifung der Reben auf dem mineralienhaltigen Boden.
Produziert werden die Weine: Astraio Maremma Toscana Viognier DOC, Calasole Maremma Toscana DOC, Le Focaie Maremma Toscana DOC, Sassabruna Monteregio di Massa Marittima DOC. Besonders hervorzuheben ist der Rocca di Montemassi Maremma Toscana IGT – eine Assemblage nach Bordeaux-Tradition aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Petit Verdot. Seine intensiven Aromen von Pflaume, Pfeffer, Brombeere, zarte Rose und Spuren von Muskat ergeben einen erstklassigen komplexen und eleganten Wein – der zu den großen Weinen der Toskana gehört.
Die Firma Zonin 1821, geführt von ihrem Präsidenten Gianni Zonin, zählt zu den wichtigsten und größten privaten Weinbaufirmen in Italien mit Sitz in Gambellara Dorf im Herzen Venetiens. Allein in Italien besitzt die Familie in sieben Weinbaugebieten neun Landgüter und insgesamt etwa 2000 Hektar Weinberge.
E in weiteres Kleinod der Familie Zonin, die Abbazia Monte Oliveto, liegt in der berühmten Gegend von San Gimignano, der Stadt der Türme. Vis à vis des mittelalterlichen Ensembles mit einer atemberaubenden Silhouette, malerischen Gassen, reizvollen Plätzen und freskengeschmückten Kirchen produziert Önologe und Agrarwissenschaftler Davide Elisei aus den Trauben von 22 Hektar Fläche zwei hervorragende Weißweine. Vernaccia war einer der ersten Weine, die 1966 den Status von DOC Wein erreichten, und im Jahr 1993 wurde er DOCG Wein benannt. Dieser Edelwein war schon zur Zeit des Dichters und Philosophen Dante Alighieris aus dem 13. Jahrhundert bekannt.
La Gentilesca, Vernaccia di San Geminiano DOCG, besteht zu einhundert Prozent aus Vernaccia di San Gimignano, vom Weinberg „Gentilesca“. Der Name ‘La Gentilesca’ bezeichnet einen köstlich delikaten, dem Gaumen schmeichelnden Wein, einer der wenigen sortenrein vinifizierten Weißen der Toskana und gleichzeitig eine Hommage an das Territorium von San Gimignano und den noblen Charakter, die Rasse und Kultur der “Stadt der charakteristischen Türme”. Sein intensiver Duft nach reifen Früchten mit einer typisch mineralischen Note wird durch einen runden, frischen und vollen Geschmack ergänzt. Der Vernaccia di San Geminiano DOCG mit seinen feinen fruchtigen Noten und etwas grünem Apfel überzeugt durch einen ausgewogenen Geschmack mit einem zarten fruchtigen Nachklang.
Hier zeigt sich die Toskana von einer ihrer schönsten Seiten. Prachtvolle Villen zieren eine wildromantische Landschaft, deren Erträge als weltweit exquisiter Genuss bekannt sind. Schon das Anwesen Castello d`Albola stellt ein Juwel dar. Auf den Ländereien mit den historischen Gebäudeensembles wurde schon zur Zeit der Etrusker Wein angebaut. Bevor die Familie Zonin das Castello erwarb, gehörte es den Adels- und Fürstenfamilien Monterinaldi, Acciaoli, Samminiati, Pazzi und Ginori Conti. Heute werden in dem modernen Weinkeller faszinierende Qualitätsweine angebaut. Zu einem der Aushängeschilder gehört der Chianti Classico DOCG Riserva: Dieser Wein wird aus den besten Sangiovese Trauben hergestellt und zwei Jahre lang in Eichenfässern gelagert. Er besticht durch eine außerordentliche Textur mit Ausgewogenheit zwischen Tanninen und Frucht. Aromen von Kirschen, Blüten und Nuancen vom Mischwald spiegeln die Landschaft im Wein. Herausragend schmeckt der Acciaiolo Toscana IGT Castello d`Albola, eine Widmung an eine der Adelsfamilien des Schlosses aus dem 15. Jahrhundert. Bestehend aus 65 Prozent Sangiovese und 35 Prozent Cabernet Sauvignon gefällt ganz besonders das üppige und komplexe Bouquet. Die Eleganz der vielfältigen Aromen von Veilchen, Kirschen und wilden Beerenfrüchten ergänzt den Wohlgenuss. Einen weiteren, wertvollen Höhepunkt produziert das Weingut mit dem Vinsanto del Chianti Classico Castello d`Albola. Bestehend aus den Rebsorten Trebbiano Toscano und Malvasia del Chianti betört das feine und charakterstarke Aromenspiel von Honig, Aprikosen und Feigen. Bezeichnend ist der Abgang, der eine unglaubliche Länge zeigt. „Wir leben hier in einem fantastischen Landstrich, der jeden Tag wieder neue Begeisterung bei mir auslöst“, beschriebt Agrarwissenschaftler Andrea Dominutti, auch gern als Herr der Trauben bezeichnet. Damit teilt er mit seinen Kollegen auf den anderen Weingütern von Zonin 1821 die Empathie für das Land, für seinen Beruf und für die große Weinfamilie.
Wunderschön, wenn zum exquisiten Weingenuss langsam die Sonne am Horizont versinkt und das Land in ein duftiges Rosé gehüllt wird – dann bleibt der Schimmer des Augenblicks noch lange erhalten.